Jenny Hilb, die Großmutter der Schauspielerin und Theatermacherin Liora Hilb ist 1943 von den Nazis in Auschwitz umgebracht wurden. Das weiß Liora seit ihrer Kindheit. Sie ist umgeben von einer ganzen Menge Leerstellen. Wer? Wo? Was? Warum? Warum nicht? Die Resonanzen auf ihre Fragen sind spärlich. Der Vater spricht darüber nicht, die Mutter schweigt, Onkel und Tante bleiben wage und widerwillig. Lioras Vater ist vor den Nazis nach Israel geflohen, lernt dort seine Frau kennen, bekommt die Tochter und entscheidet sich 20 Jahre nach Kriegsende, Liora ist sieben Jahre alt, nach Deutschland zurück zu gehen, ins Täterland. Warum?

remembeRING ist die Geschichte eines Ringes, der einmal Jenny Hilb gehörte. Er gelangte aus Ulm auf geheimnisvolle Weise nach Tel Aviv, ob über die Stationen Theresienstadt und Auschwitz bleibt wohl für immer ein Rätsel. Heute befindet er sich in Lioras Besitz in Frankfurt. Der Weg des Ringes spannt einen Bogen über das Schicksal einer jüdisch/deutschen Familie in drei Generationen.

Seit der Shoah sind 70 Jahre vergangen, Überlebende gibt es nur noch wenige, bald werden auch sie nicht mehr da sein. In den vergangenen Jahren häufen sich antisemitische Vorfälle in Deutschland und Europa. In Paris werden Menschen von Terroristen ermordet, weil sie Juden sind, in Berlin jüdische Männer von ihrer Gemeinde aufgefordert, die Kippa lieber nicht auf der Straße zu tragen. Das Internet ist voll von antisemitischen Statements und wenn mal wieder Demonstrationen gegen Israel stattfinden, kommen Tausende.

Liora Hilb hat sich nun dafür entschieden, ein Theaterstück über ihre Geschichte, die ihrer Großmutter und Familie zu schreiben und gemeinsam mit ihrer Tochter, der Schauspielerin Stella Hilb, zu spielen. remembeRING ist Weitergabe von Erinnerung und Reflexion über den Umgang mit Ausgrenzung, Traumata und Zugehörigkeiten. Das Stück soll Räume öffnen zum Nachdenken über die Frage: „Was hat die Shoah heute noch mit uns zu tun?“

Der Text des Stückes basiert einerseits auf familiären Überlieferungen und Quellen und andererseits auf Gesprächen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Stück soll die Sicht der heutigen jungen Generation auf die Shoah und den Wissensstand darüber erkunden, etwas darüber erzählen, was ihnen von der Elterngeneration weitergegeben wurde und wie jüdisches Leben im heutigen Deutschland wahr- und angenommen wird. Gedanken und Sprache von jungen Menschen sollen einfließen, um Identifikation zu erzeugen oder Widerspruch zu provozieren.

Das sind ja Menschen
wie wir. ...
Gewesen.

aus Interviews, geführt mit Menschen
auf den Straßen Frankfurts